AEG-Bigband bringt den Philologentag zum Swingen

In Hameln spielt die Musik, die über 300 Delegierte und Gäste bei der Auftaktveranstaltung des diesjährigen Niedersächsischen Philologentages begeisterte: Die Bigband des Albert-Einstein-Gymnasiums unter der Leitung von Tobias Carmine untermalte die öffentliche Veranstaltung der Vertreterversammlung des Philologenverbands Niedersachsen, des größten Berufsverbands für Gymnasiallehrkräfte aller Schulformen, die im Goslarer Tagungszentrum „Der Achtermann“ stattfand. Neben Delegierten aus rund 300 Schulen konnten dort zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Institutionen begrüßt werden. Dabei sorgten die Hamelner Schülerinnen und Schüler für den richtigen Sound, zwischen Balladen, Swing und einem fröhlichen Weihnachtspotpourri, was zu langanhaltendem Beifall, viel Lob und auch einem Kurzauftritt in der Berichterstattung des NDR-Fernsehens führte.

Der Auftritt der AEG-Bigband war dabei ein echter „Schnellschuss“. Eigentlich sollte ein Ensemble eines Gymnasiums aus Celle den Philologentag musikalisch begleiten, sagte jedoch gut zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn ab. Cord Wilhelm Kiel, Lehrer am AEG und Stellvertretender Vorsitzender des Philologenverbands Niedersachsen, bot kurzerhand die „eigene“ Bigband seiner Schule an – noch nicht wissend, ob diese so spontan für den großen Auftritt verfügbar war. Aber sowohl Bandleader Tobias Carmine als auch Schulleiter Sönke Koß waren sofort Feuer und Flamme für das Gastspiel in Goslar – von den Schülerinnen und Schülern ganz zu schweigen. Gerade von der Musikprobenfahrt zurückgekehrt, die eigentlich das AEG-Adventskonzert am 12. Dezember vorbereiten sollte, wurden Extraproben eingelegt. Und siehe da: Nach nervöser Generalprobe lief es im großen „Achtermann“-Saal wie am Schnürchen, und gerade das von der Band „gefürchtete“, weil vollkommen neue Weihnachtsmedley, das bekannte festliche Motive mit flotten eigenen Swingpassagen verschmelzt, lieferte als Schlusspunkt der Veranstaltung einen besonderen Musikgenuss.

Der Philologentag selbst stand in diesem Jahr unter dem Motto „Mit Entlastung und Wertschätzung gesunde Schule gestalten“. In mehr als 200 aus den Schulen vorgelegten Anträgen mit bildungs- und berufspolitischen Kernforderungen haben die über 300 Delegierten aus den niedersächsischen Gymnasien, Gesamtschulen, Oberschulen und Studienseminaren ihre Forderungen an die Politik bekräftigt, endlich den vielen Arbeitsgruppen und Absichtsbekundungen Handlungen folgen zu lassen. Verbandsvorsitzender Dr. Christoph Rabbow stellte in seiner Rede fest: „In den letzten Jahrzehnten ist bildungspolitisch zu wenig geschehen, um substanziell etwas zu verändern. Bis heute gibt es keine echten Konzepte, die das Kernproblem Lehrkräftemangel beseitigen.“ Jedes Bundesland suche nach seinem eigenen heilsamen Weg. Sei es eine Werbung in den Lehrberuf für Seiteneinsteiger am Stuttgarter Flughafen, die Rückholaktion pensionierter Lehrkräfte in Schleswig-Holstein, dem Abwerben von Lehrkräften durch finanzstarke Bundesländer wie Bayern, Kürzungen in der Stundentafel oder dem geplanten Zusammenlegen von Unterrichtsfächern in Niedersachsen. „Das ist alles mehr gewollt als gekonnt“, so Rabbow“, es ist weder gut gemacht noch gut gedacht, weil es das Kernproblem, gut qualifizierte Lehrkräfte zu gewinnen und langjährig im Beruf zu halten, völlig verfehlt.“

Die Schwerpunkte der Beratungen bildeten vier Resolutionen, die die aktuellsten Themen und drängendsten Probleme an den Schulen abbilden: Beschlüsse zu den Themen Gesunde Schule für alle, Künstliche Intelligenz, Besoldung sowie Einheitsschule, Einheitslehrer, Leistungsabsenkung wurden gefasst. Entlastung und Wertschätzung seien die Voraussetzungen für eine gesunde Schule. An die Adresse der Ministerin richtete Rabbow den Appell: „Die Anerkennung unserer Arbeit durch Ihre Briefe ist nett gemeint und wir nehmen Ihnen die Ernsthaftigkeit ab, allerdings kann man sich am Ende des Monats nichts davon kaufen. Wertschätzung kommt von Wert – und da erwarten wir konkrete Vorschläge!“ Außerdem müsse es möglich sein, die von den Lehrkräften erwarteten Aufgaben auch leisten zu können. „Es dürfen nicht ständig neue Aufgaben von immer weniger Schultern getragen werden. Lehrergesundheit ist Bildungsgerechtigkeit“, betonte der Verbandsvorsitzende.

Die inhaltlichen Diskussionen und Appelle des Philologentages machten deutlich, dass insbesondere die Bestrebungen der Landesregierung, die Schulstruktur langfristig zu verändern, auf klare Ablehnung stoßen. Der Philologenverband sieht die Köpfe der Kinder und Jugendlichen als die Ressourcen des Landes Niedersachsen und lehnt eine Schul- und Bildungspolitik ab, die sich dem Primat der Vereinheitlichung von Struktur, Lehre und Inhalten unterwirft. Um Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, bedürfe es eines differenzierten Bildungssystems, in dem das Gymnasium mit seinen kennzeichnenden Ansprüchen und seinem spezifischen Niveau bewahrt bleibt. Nur so könne man der Heterogenität und Vielfalt von Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Als Impulsgeber von außen begeisterten Dr. Alexander Jatzko, Chefarzt am Klinikum Stillachhaus Oberstdorf, mit einem Vortrag zu Thema „Digitale Welt - Analoges Gehirn: Auswirkungen auf die Schule und Gesellschaft. Was können wir tun?“ sowie Andrej Priboschek vom Onlineportal News4teachers zum Thema „Nur Stress und Frust? Wie die Bildungspolitik für ein gesünderes Schulsystem sorgen könnte“.

Dr. Christoph Rabbow bilanzierte zwei intensive, spannende Arbeitstage verbunden mit einem direkten Appell an die Landesregierung: „Das System Schule steht unter erheblichem Druck und muss heute mehr denn je enormen Belastungen standhalten. Zu hoher Druck auf ein System ist ungesund. Wir haben auf diesem Vertretertag Lösungen gesucht und gefunden. Die politisch Verantwortlichen sind am Zug, es ist Zeit zum Handeln. Die niedersächsische Landesregierung und besonders Ministerin Hamburg sollten unsere Konzepte und Vorschläge direkt umsetzen, um Niedersachsens Schulen wieder zukunftsfähig zu machen.“

Foto: Philologenverband Niedersachsen

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